Abschiedsfest Diesterweg-Stipendium 2017
Der „We-Q“ als besondere Note Familien, Stadt und Bohnenkamp-Stiftung feiern Ende des Diesterweg-Stipendiums Osnabrück, 12. Juni 2017 Viola holt tief Luft. Die Elfjährige wirkt ein bisschen nervös, als sie auf der Bühne steht. Dann aber hält sie eine kleine feine Rede über das, was sie in den vergangenen zwei Jahren durch das Diesterweg-Stipendium erlebt und gelernt hat: „Es waren viele tolle Erlebnisse und eine schöne gemeinsame Zeit“, resümiert das Mädchen beim Abschiedsfest im Bohnenkamp-Haus im Botanischen Garten. Hierhin hatte die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung die zwölf jungen Stipendiatinnen und Stipendiaten gemeinsam mit ihren Familien sowie Schulen, Kooperationspartnern und Wolfgang Beckermann, Dezernent für Bildung bei der Stadt Osnabrück, eingeladen. Sie feierten gemeinsam das, was Katharina Liebing so bezeichnet: „Wir haben viel miteinander gelernt. Und wir haben vor allem viel voneinander gelernt“, betont die Projektleiterin für das Diesterweg-Stipendium bei der Stadt Osnabrück.
Zwei Jahre lang haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich mit naturwissenschaftlichen, geografischen, künstlerischen, sportlichen und weiteren Themen befasst. Dazu haben sie Museen der Region besucht wie das Museum am Schölerberg und das Klimahaus in Bremerhaven. Sie konnten in der Osnabrücker Musik- und Kunstschule Instrumente ausprobieren, im Medienzentrum selbst entwickelte Geschichten filmisch umsetzen – und noch viel mehr. Dabei stand nicht nur die Förderung des individuellen Wissensschatzes im Fokus, wie Michael Prior erläutert: „Bei uns geht es nicht um den IQ, bei uns geht es um den We-Q“ sagt der Geschäftsführer der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung bei der Feier. Denn viele Menschen hätten den Stipendiatinnen und Stipendiaten Zuspruch und Unterstützung geboten: ihre Familien, die Kooperationspartner, die Schulen und natürlich die Organisatorinnen und Organisatoren des Stipendiums.
Michael Prior hat das Diesterweg-Stipendium für die Bohnenkamp-Stiftung nach Osnabrück geholt, das von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main entwickelt wurde. Es richtet sich an Kinder, die ihre Begabungen aus außerschulischen Gründen nicht vollständig abrufen können. Das erste Familien-Bildungsstipendium Deutschlands wird mittlerweile an zehn Standorten der Bundesrepublik mit Unterstützung regionaler Kooperationspartner durchgeführt, sagt Gisela von Auer von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. In Frankfurt am Main startete das Diesterweg-Stipendium im Jahr 2008. Sein Erfolg zeigt sich nicht nur in den erfolgreichen Bildungsbiografien der geförderten Kinder, sondern auch darin, dass neun weitere Städte das Stipendium umsetzen, wie Hamburg, Hannover, Darmstadt und Duisburg. „Die ersten Stipendiaten machen mittlerweile das Abitur oder haben mit einer Ausbildung begonnen“, so von Auer. Bislang sind bundesweit 350 Familien in den Genuss eines Diesterweg-Stipendiums gekommen.
Das Stipendium dient dazu, Schwellenängste abzubauen und Lernen zu ermöglichen. Dazu werden die jungen Stipendiatinnen und Stipendiaten an der Schwelle zur weiterführenden Schule unterstützt. Aber auch die Eltern und die Geschwisterkinder sind in die Förderung eingebunden. So erhielten die Mütter und Väter beispielsweise Unterstützung bei der Suche nach einer passenden weiterführenden Schule für ihre Kinder.
Beim Abschlussfest im Botanischen Garten stand immer wieder die Freude über das Erreichte und Erlebte im Fokus. Das zeigte sich durch die kurzen Filme, die von den Kindern selbst entwickelt und umgesetzt worden waren, durch die Dankesworte der Eltern aber auch in den kleinen Szenen, die das Bielefelder Improvisations-Theater „Knall auf Fall“ spielte. Helen Wambui Nintemann verwöhnte die Gäste mit Köstlichkeiten ihrer Firma „African Dishes“.
Jetzt ist der nächste Durchlauf in Planung. Um in das Stipendium aufgenommen zu werden, müssen die Kinder von ihren Lehrerinnen oder Lehrern für das Stipendium vorgeschlagen werden. Anschließend werden die Familien zu einem Auswahlgespräch eingeladen. Die Ernsthaftigkeit der Förderung wird mit einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Bohnenkamp-Stiftung und der Stadt auf der einen Seite und den Familien auf der anderen Seite besiegelt. Die Förderung umfasst Akademietage für die Familien zu Themen wie Naturwissenschaften, Musik, Sprache, Literatur, Theater und Kunst. Die Kinder erkunden Osnabrück und Umgebung, sie nehmen an Ferienkursen teil und erhalten nach Wunsch Unterstützung beim Lernen der deutschen Sprache. Außerdem sind finanzielle Hilfen bei der Anschaffung von Bildungsmitteln möglich. Bildunterschriften AbschiedGruppe: Mit einem Fest verabschiedeten die Stadt, die Bohnenkamp-Stiftung und die Kooperationspartner die Stipendiatinnen und Stipendiaten des ersten Osnabrücker Durchlaufs des Diesterweg-Stipendiums.