Eine Schule liest ein Buch
Osnabrück, im Frühjahr 2022
Unter dem Titel „Eine Schule liest ein Buch“ (in Anlehnung an die Aktion „Berlin liest ein Buch“ aus dem Jahr 2021), verfolgt die Geschwister-Scholl-Oberschule Bad Laer das große Ziel, ein fächerübergreifendes Unterrichtsprojekt mit zusätzlichen thematischen Veranstaltungen umzusetzen. Es geht darum, dass alle Jahrgänge der Schule (Klasse 5 bis 10) die gleiche Lektüre zum gleichen Zeitpunkt lesen. Die Thematik der Lektüre wird dabei altersgerecht sowie methodisch und didaktisch motivierend angepasst.
Bei der Recherche nach einer geeigneten Lektüre stieß die Projektleitung auf den Roman „Weggesperrt“ von Grit Poppe. Das Thema „DDR“ sowie die spannende Erzählweise der Autorin waren ausschlaggebend, dieses Buch letztlich für das Projekt auszuwählen.
Vorrangig werden sich die Fächer Deutsch, Politik, Geschichte, Religion und Kunst in verschiedenen Projekten und Unterrichtssequenzen der DDR-Thematik nähern. Ergänzend dazu soll eine Exkursion nach Berlin der Jahrgänge 5-10 die deutsche Geschichte sowie die Inhalte aus dem Buch erfahrbar machen. Ziel ist ein mehrperspektivischer Blick auf die Zeit vor dem Mauerfall. Ein einseitiger Blick auf die DDR soll dabei vermieden werden. Es geht nicht darum, ausschließlich auf das Unrecht in der DDR hinzuweisen, sondern ebenso die Wertschätzung gegenüber der Leistung vieler ehemaliger DDR-Bürger innerhalb des Systems hervorzuheben. Wichtig ist der Schule einen monothematischen Blick auf diese Zeit zu vermeiden.
Der Roman „Weggesperrt“ bietet die Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler emotional zu erreichen, Betroffenheit zu schaffen und Interesse an der geschichtlichen Entwicklung der DDR zu wecken. Gleichermaßen soll der Blick auf das Recht auf Freiheit gelenkt und aktuelle weltweite politische Systeme hinterfragt werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit ethischen Werten und eine Moralentwicklung kann dadurch angebahnt werden. Dies ermöglicht auch ein kritisches Hinterfragen aktueller autoritärer Systeme auf der Welt.
Um eine vertiefende Auseinandersetzung innerhalb dieses Projektes zu erreichen, sind neben der Nutzung unterrichtlicher Strukturen ebenfalls außerschulische Veranstaltungen geplant.
Unter anderem wird die Autorin Grit Poppe einige Tage vor Ort sein und neben Lesungen auch Workshops für die Schülerinnen und Schüler anbieten. Zudem werden Zeitzeugen die Oberschule besuchen und von ihrem Leben in der DDR berichten. Darunter werden sich Personen befinden, die Zeiten ihres Lebens im Erziehungsheim Torgau verbringen mussten.
Zusätzlich wird der Poetry Slamer Philip Seiler aus Mannheim mit einigen Klassen einen kreativen Schreibworkshop zum Thema „Freiheit – Unfreiheit“ gestalten.
Der Kunstbereich wird ein Modell einer Mauer als Mahnmal auf dem Schulhof in Bad Laer errichten. Mit Unterstützung eines Graffiti-Sprayers soll den Schülerinnen und Schülern dort die künstlerisch-ästhetische Auseinandersetzung mit der geschichtlichen Vergangenheit sowie ihren persönlichen Emotionen mit Street-Art Motiven ermöglicht werden.
Sofern die Corona-Situation es zulässt, soll mit den Jahrgängen 5-10 eine Exkursion nach Berlin unternehmen werden, um dort Gedenkstätten sowie Ausstellungen und Museen zum Thema DDR zu besuchen. Die Anschauung vor Ort wird das gelesene Wort aus dem Roman und den bevorstehenden Projekten vertiefen. Bereits bestehende Fragen können so schon vor Ort geklärt werden und als „Vorwissen“ in die Projektarbeit einbezogen werden.
Abschließen wird wir das Projekt mit dem bundesweiten Vorlesetag am 18. November 2022. An diesem Tag werden thematische Lesungen in der Schule mit Kooperationspartnern und Gemeindemitgliedern stattfinden.
Ziele des Projektes
Durch das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt sowie der Auseinandersetzung eines Themenschwerpunktes mit allen Altersstufen der Schule wird ein Gemeinschaftsgefühl über die einzelnen Jahrgänge hinaus entwickelt. Ältere Jahrgänge werden den jüngeren Jahrgängen zur Seite stehen und komplexere Inhalte für sie aufbereiten und vermitteln (z.B. durch Klassenpatenschaften).
Zudem sind in dieses Projekt nicht nur die Lehrkräfte und Schüler*innen einbezogen. Auch die Elternschaft ist eingeladen, sich an Planungen und an der Durchführung von Veranstaltungen zu beteiligen und sich mit eigenen Ideen einzubringen.
Das Lesekonzept der Schule — mit dem Ziel einer gelungenen Leseförderung – basiert auf dem Gedanken, die Motivation und das Vergnügen beim und am Lesen bei unseren Schülerinnen und Schülern zu wecken. In diesem Projekt sieht die Schule die Möglichkeit, die heterogene Schülerschaft durch kooperative, fächerübergreifende Lernangebote für die komplexe Thematik zu sensibilisieren. Durch die kognitiven und kreativen Angebote werden den Schülerinnen und Schülern Zugänge auf unterschiedlichen Ebenen geboten und so die Mitarbeit und selbstständige Auseinandersetzung aktiviert.
Auf inhaltlicher Ebene soll den Schüler*innen eine tiefergehende geschichtliche Auseinandersetzung mit der Staatengründung, den Grundzügen der politischen Systeme der DDR und BRD vor dem Hintergrund des Kalten Krieges sowie dem Weg zur deutschen Einheit geboten werden. Sie beurteilen den Mauerbau und die Staatsüberwachung als Unrechtssystem und erschließen anhand des Buchinhalts sowie weiterführender Medien und Materialien wie zum Beispiel Augenzeugenberichten positive und negative Aspekte des Alltagslebens in der DDR. Zudem werden die Folgen und das Wirken des Zusammenschlusses von Ost- und Westdeutschland bis in die heutige Zeit beleuchtet.
Als Schule mit dem Leitbild „Schule ohne Rassismus“ sind wir stets bemüht, mit unseren Schüler*innen über Themen ins Gespräch zu kommen, die als unrecht wahrgenommen werden. Durch die kritische Auseinandersetzung bieten wir den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ein Demokratieverständnis zu entwickeln und zu schärfen.
Bild: (c) Grit Poppe/Hamburg Oetinger Taschenbuch